Warum so eine Ruhe?

Ich habe nun monatelang nichts geschrieben. Das hatte mehrere Gründe. (Ich umschreibe aus Diskretionsgründen einige Sachverhalte und persönliche Beziehungen, weil ich meine Anonymität nicht aufgeben will).

Wir hatten Mitte des Jahres einen schönen Urlaub, an den ich mich fast nicht erinnere. Denn es ist so viel passiert danach. Und ich bin überrascht, dass ich nach all der Aufregung noch aufrecht stehe und nicht, wie befürchtet in eine neue Depressionsepisode geraten bin.

Meine Schwiegermutter wurde immer kranker. Sie konnte ihr Essen nicht bei sich behalten. Das Herz fing an zu rasen, oder es wurde schleppend langsam. Ein Termin beim Kardiologen lag noch vor ihr. Den „dringenden Termin“ hatte sie im Herbst letzten Jahres bekommen. Der Hausarzt, der fast nebenan seine Praxis hat, wollte nicht kommen. Wir riefen zweimal die 112. Aber die Leitstelle fing an zu diskutieren. Beim zweiten Anruf schickten sie den Rettungswagen, der sie in die Klinik brachte. Bis dahin hatten wir schon jede Menge Extrafahrten zu ihr hinter uns.

In der Klinik stellte man ein Lungenkarzinom fest, das schon massiv gestreut hätte. Sie wurde in die Onkologie verlegt, wo weder eine OP noch überhaupt eine Therapie indiziert war. Glücklicherweise bekamen wir einen Platz für sie im Hospiz, wo sie nach zwei Wochen starb.

In großer Eile gelang es uns, den verwaisten Haushalt aufzulösen. Wir bekamen von lieben Freunden viel Hilfe. Schwiegermutter wurde beerdigt, viele viele Dinge waren zu erledigen.

Ein anderer Verwandter (noch näher mit mir verwandt), baute immer mehr ab und konnte fast nur noch im Bett liegen. Auch für ihn musste der Rettungswagen gerufen werden. Der kam extrem schnell, wartete eine kleine Weile, und der Patient starb. Das war genau vier Wochen nach dem Tod meiner Schwiegermutter. Zwei solch harte Schläge in so kurzer Zeit.

Was half mir, mental ausgeglichen und gesund zu bleiben?

Ich konnte die Trauerfälle nicht nur mit meiner Frau, die nun ihre liebe Mama verloren hatte, besprechen, sondern habe auch mit meinem Gott, Jehova, über meine eingestürzten Gefühle gesprochen. Meine Frau und ich haben zusammen viel gebetet. Und wir haben extrem viel Kraft gespürt. Wie schon anfangs erwähnt, konnte ich es fast nicht verstehen, dass ich noch nicht mental zusammengebrochen war. In anderen Zeiten war fast (etwas übertrieben) eine umgekippte Kaffeetasse beim Frühstück der Grund für einen gefährlichen Absturz, der mich tagelang depressiv machte. Nein, diesmal fühlte ich mich wirklich getragen!

Zu aller Trauer kam noch hinzu, dass über Nachlass zu entscheiden war. Auch da machten die Gefühle eine Achterbahnfahrt nach der anderen.

Ich stecke noch mittendrin in den Nacharbeiten, auch die Trauer ist noch nicht bearbeitet. Da steht noch einiges vor uns.

Aber eins freut mich:

I’m still standing!

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