Entstehung

 Vulnerabilitäts-Stress-Modell

Wer in diesem Thema richtig einsteigen will, findet unter diesem Suchbegriff jede Menge einschlägiger Artikel im Web (siehe auch Diathese-Stress-Modell). Deswegen schweife ich nicht allzu weit aus. In aller Kürze geht es im Kontext der Depression darum, dass in frühen Kindesjahren durch verschiedene Einflüsse (dysfunktionales Elternhaus, Mobbing in der Schule u.v.m.) eine Verletzlichkeit (Vulnerabilität) erzeugt wird. Die muss an sich noch nicht so schlimm sein. Aber kommt ein akuter Stress, z. B. Unfall, auch von Angehörigen, Todesfall, Scheidung, Verlust des Arbeitsplatzes usw. oder chronischer und starker negativer Stress (mehrere Monate lang) hinzu, kann die Psyche manchmal nicht mehr damit fertigwerden, und es kann eine Depression, Zwangserkrankung, Angststörung oder ähnlich entstehen.

Bevor ich davon erfuhr, war mir das im Laufe mehrerer Therapiejahre schon bei fast allen Mitpatienten aufgefallen. Diese Verletzlichkeit, dann Stress obendrauf, fertig ist die Depression. Nicht immer eindeutig, aber gewisse Parallelen waren erkennbar.

Mein eigener Fall

Ich selbst hatte in der Schule häufig negativen Stress, und ich kann sagen, dass ich ein Sensibelchen war. Mein Selbstbild war nicht sehr ausgeprägt, und manchen Beleidigungsschuh zog ich sofort an, ob er passte oder nicht. Es kam mein noch überhaupt nicht erkennbares ADHS hinzu, womit ich mir häufig Lästereien von Kameraden und Lehrern einhandelte.

Meinen erlernten technischen Beruf habe ich nach zehn Jahren gegen einen kaufmännischen Beruf getauscht. In den 90er Jahren wurde ich Opfer einer Beinahe-Insolvenz und mir wurde zum ersten Mal im Leben gekündigt. Ich hatte keine Chance, in dem technisch-kaufmännischen Beruf hier im äußersten Norden eine Arbeit zu finden. In Hamburg, Hannover oder anderen Großstädten hatte ich Angebote, aber da unsere Eltern nicht die jüngsten waren und wir sie unterstützen wollten, wollte ich keinen Ortswechsel. Ich entschied mich deshalb für einen Berufswechsel, den ich eigentlich nie wollte: Ich wurde Versicherungsvertreter. Die ganze Einarbeitung war positiv, ich lernte schnell, und alles sah gut aus. Danach wollte man Zahlen sehen, wenn sie gut waren, wollte man mehr. Der Druck wuchs, und ich merkte, ich musste etwas ändern. Ich änderte das Falsche: Ich wechselte die Gesellschaft. Im Lauf von Jahren mehrere male.

Irgendwann muss mein Rücken meiner Selbsterkenntnis zuvorgekommen sein. Ich bekam einen schweren Bandscheibenvorfall, der zu spät operiert wurde und mir eine Behinderung einbrachte. Ich wechselte irgendwann in den Strukturvertrieb. Wer diese Vokabel kennt, ahnt schon das Ende. Innerhalb von 2 Jahren brannte ich komplett aus. Nach einer Jahreswechselpause – ich nahm mir vor den Feiertagen meist einige Tage frei, bevor ich Anfang des Jahres neu loslegen wollte.

Hier war Anfang 2005 mein Problem. Das Wollen klappte nicht. Ich KONNTE nicht WOLLEN. Ich war komplett ausgebrannt (Burn Out). Nach einigen Wochen fragte ich meinen Arzt. Der gab mir seine Antwort: Depression.

So entstand meine Depression

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