ADHS und ich

Ich gehe davon aus, dass der Leser über die Symptomatik von ADHS grundlegend informiert ist, und deshalb gehe ich nicht näher darauf ein.

Wie ich schon im Anfangsteil erwähnte, bin ich ADSler. Das „H“ für Hyperaktivität des „Zappelphilipp“ ist bei mir äußerlich weniger vorhanden. Es sind eher die gedanklichen und sprachlichen Aspekte, die meine Hyperaktivität ausmachen. Ich springe oft von Thema zu Thema und kann wie ein Buch reden, sodass es manchem schwerfällt, mir zu folgen. Auch springe ich in meinen Aktivitäten oft von Baustelle zu Baustelle.

Ich erwähnte auch, dass mein ADHS es mir in der Schulzeit oft schwer machte, dem Unterricht zu folgen. Insbesondere fiel mir schwer, die nötige Konzentration aufzubringen, wenn es um Lerninhalte ging, die unspannend vorgetragen wurden. Grundsätzlich muss man erwähnen, dass in den Jahren meiner Schulzeit (1962 bis 1971) der Frontalunterricht üblich war. Gruppenarbeit kannten wir kaum. Die hätte einem ADSler geholfen, dranzubleiben.

Was ich nicht erwähnte: ADHS wurde in meine Schulzeit und auch später nie thematisiert, geschweige denn behandelt. Erst viel später machte mich ein von ADHS Betroffener darauf aufmerksam, dass ihm das eine oder andere an mir auffiel, was auf ADS hinweisen könne.

Zwanghafte Persönlichkeitsstörung

Als ich aus der ersten stationären Behandlung entlassen wurde, fand ich im Befundbericht „zwanghafte Persönlichkeitsstörung“. Am genauesten wird sie hier erklärt. Irgendwo las ich, dass es zwischen unbehandeltem ADHS und der Entstehung von Depressionen einen kausalen Zusammenhang geben könnte. Wer sich beides genauer anschaut, wird das nachvollziehen können. So sehe ich auch bei mir die Möglichkeit, dass meine eigene Vulnerabilität im nicht berücksichtigten ADHS begründet ist. Verbindlich kann ich das nicht sagen. Aber weil ich einen möglichen Zusammenhang sehe, führe ich beide Komplexe auf meiner Website nebeneinander auf.

ADHS in der Schule

In meiner Schulzeit war dieses Symptom sehr stark ausgeprägt. Es gab nur wenige Fächer, die meine Aufmerksamkeit fesseln konnten. Physik, Biologie und solche Sachen interessierten mich, und es gab nur wenig, was mich ablenken konnte. Bei Lernfächern wie etwa Geschichte oder Geografie war das anders, besonders, wenn der Lehrer selbst nicht so begeistert zu sein schien, dazu abkommandiert worden zu sein. Wenn es dem Lehrer gelang, durch spannenden Vortrag meine Aufmerksamkeit zu erregen, hatte er sie. Ich war gefesselt, und sein Thema war meins. Leider kam es selten vor.

Die Hausaufgaben dauerten meistens so lange, wie ich Zeit hatte. „Arbeit ist dehnbar“. Diesen Spruch hörte ich zwar erst viel später. Aber ich praktizierte dies schon ganz früh in meiner Schulzeit.

ADHS im Arbeitsleben

Auch hier bemerkte ich eine gewisse Flatterhaftigkeit, was mein Interesse gefesselt hat oder ich schnell abgelenkt war. Wenn ich in der Werkstatt verschiedene Geräte reparieren konnte, war das mein Ding, so lange ich nicht irgendwelchen Serienfehlern nachgehen und immer das selbe Teil auswechseln musste. Es konnte auch sein, dass sich hier oder da eine neue berufliche Möglichkeit auftat. Das war manchmal sehr spannend. Nach zehn Jahren in der Werkstatt wechselte ich beruflich ins Kaufmännische. Nach einiger Zeit war ich es leid und wechselte wieder. In der neuen Position hatte ich mehr Möglichkeiten, meine Vielseitigkeit und das Sprunghafte einzubringen.

Ich überspringe mal ein paar Etappen und komme dorthin, wo extreme Aufmerksamkeit geboten wäre. Im Verkauf. Dort war ich durch meine in alle Richtung offenen Hunter-Antennen so abgelenkt, dass mir auch deutlichsten Abschlusssignale der Interessenten verloren gingen. Kam hinzu, dass ich mich im Home-Office, von dem aus meine Aktivitäten ausgehen sollten, von allem und jedem Piep oder Pup ablenken ließ.

Hinzu kam, dass ich mit der Zeit immer empfindlicher und vulnerabler wurde und sich Phasen der Deprimiertheit häuften und ich langsam immer depressiver wurde. Und damit bin ich mit meiner kleinen ADHS-und-ich-Betrachtung am Ende angelangt.

Nachwort

Es gibt sehr viele Abhandlungen und Webseiten, die in puncto ADHS sehr in die Tiefe gehen. Wenn du das erwartet hast, sei nicht enttäuscht und bemühe die Suchmaschine. Dies ist meine rein private Website, mit der ich meine eigenen Sachen ein wenig aufarbeiten und einordnen will, nicht ohne andere teilhaben zu lassen. Für Fragen an mich gibt es die Möglichkeit, Kommentare zu hinterlassen. Wenn ich ein breiteres Interesse hinter deiner Frage sehe, baue ich die Antwort in die Seite ein. Schon jetzt ein Dankeschön für dein Interesse und fürs Lesen.

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