Depression – was ist das?

Dies soll kein wissenschaftliches Essay dieser Krankheit werden. Deshalb versuche ich sie mit meinen einfachen Worten zu umschreiben.

Vorab gesagt, beschäftigt sich die Allgemeinheit nur sehr ungern mit dem Thema Depression. Depressionen sind negativ, machen Angst, Menschen mit Depressionen sind überempfindliche Weicheier, sitzen nur herum und heulen. Die sollten sich mal zusammenreißen. Die Sonne scheint, die Vögel singen. Geh mal raus, spazieren. Dann kommst du auf andere Gedanken! Du hast es doch gut. Du hast eine liebe Frau, ein schönes Auto, eine schöne Wohnung. Anderen geht es noch viel schlechter. Und die heulen nicht so rum wie du.

Okay, so extrem wurde mir noch nichts an die Ohren gehauen. Aber Gesunde sehen die Dramatik der Depression doch ziemlich vereinfacht. Einfach mal spazierengehen, löst keine klinische Depression.

Ich rede hier auch nicht über das „Deprimiert sein“. Das passiert jedem mal. Auch öfter. Ich kann deprimiert sein, weil meine volle Kaffeetasse umgekippt ist. Weil mir irgendein Idiot, beim Ausparken mein Auto verschrammt hat. Weil mein Fahrrad einen Plattfuß hat. Da kann ein lustiges Lied den Deprimierten schnell wieder aufbauen. „Don’t worry, be happy!“, und die Welt ist wieder im Lot.

Die Depression ist schlimmer. Ihre Entstehung dauert länger. Ich gehe in einem separaten Thema darauf ein. Sie ist komplexer. Auf ihre Fragen gibt es nur selten einfache Antworten.

Kommen wir mal auf meine Eingangsfrage zurück. Ich kenne die Depression als Krankheit der Losigkeiten. Wer an Depressionen leidet, ist in der Regel

  • motivationslos
  • freudlos
  • kraftlos
  • mutlos
  • emotionslos oder gefühllos
  • lustlos
  • konzentrationslos
  • appetitlos
  • schlaflos
  • interesselos

    Die Liste darf jeder nach Belieben erweitern.

Wie fühlt sich die Depression an?

Abgesehen von den obigen Losigkeiten eigentlich überhaupt nicht. Natürlich kann jede Art Schmerzen dazukommen. Vor allem Kopfschmerz. Oder Bauchschmerzen. Oder Rückenschmerzen. Oder alles. Ich hatte ein ständiges Müsste-Gefühl. Eigentlich müsste ich jetzt dies oder das machen. Aber dazu fehlte mir die Lust, Kraft, Motivation, Konzentration … siehe oben.

Schlimm war es, wenn die Sonne schien, um spazieren zu gehen. Dann kam schlechtes Gewissen dazu, weil ich nicht konnte. Oder wollte. Oder nicht wollen konnte. Warum scheint die blöde Sonne? Warum singen die Vögel so dämlich? Können die nicht endlich aufhören? Wenn es regnete oder schneite oder stürmte, oder alles zusammen, konnte ich in meinem Sessel sitzenbleiben. Ich wollte am liebsten, wie in Loriots Szenen einer Ehe „einfach nur hier sitzen“.

Die einfachsten Verrichtungen, wie morgendliches Zähneputzen, Duschen u.a. verlangten mir wahnsinnigen Anstrengungen ab.

Ich könnte diese negative Beschreibung jetzt fortsetzen, will ich aber nicht, weil es zu nichts führt, außer mich wieder runterzuziehen.

Es gibt Depressive, die 24 Stunden am Tag im verdunkelten Schlafzimmer liegen und sich nur die Decke über den Kopf ziehen. Das habe ich nie gemacht. Weinen ging bei mir nicht. Das habe ich in den Therapien gelernt. Doch dazu mehr im Bereich Behandlung.

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